Ausstellungen | »El Arte Amable«

El Arte Amable

uan Garcia Ripollés gehört zu den hrausragenden Künstlerpersönlichkeiten Spaniens. Mit der künstlerischen Fülle und Vielseitigkeit seines Schaffens hat er die Entwicklung der spanischen Kunst der letzten Generationen entscheidend geprägt. Mit seiner Kunst führt er die Tradition der großen spanischen Meister, wie Picasso und Miró, in seiner ganz eigenen künstlerischen Art fort. Nach dem Umzug in den Hafenweg 15 widmet sich die Galerie Michael Nolte nun in einer großen Eröffnungsschau diesem faszinierenden und unverwechselbaren Werk Ripollés’. Aus seinem breit gefächerten Œuvre zeigt die Ausstellung Arbeiten der Malerei und Druckgrafik sowie Skulpturen in Eisen, Bronze und Glas.

Juan Garcia Ripollés (geb. 1932 in Castellón) hat in seinem langjährigen künstlerischen Schaffen eine ganz eigenständige Bildsprache entwickelt, die in ihrer minimalistischen Reduktion der Formen und Figuren sowie in ihrem experimentellen Umgang mit Farben und Materialien unverkennbar den Stil dieses großartigen spanischen Künstlers prägt. Spontan und mit einer völlig unverbildeten Unmittelbarkeit nähert sich Ripollés der Natur, die er in seinen Arbeiten in unglaublich fantasievolle Bildwelten und Figuren verwandelt. Surreal und bizarr sind diese Welten, aber immer auch vollkommen durchdrungen von enormer Vitalität und grenzenlosem Enthusiasmus, von pulsierender Dynamik und erfrischendem Humor. Seine Figuren strahlen eine geradezu überschäumende Lebensfreude und Sinnlichkeit aus und die intensive Leuchtkraft seiner Farben vermittelt uns einen Eindruck von der unbeschwerten Leichtigkeit mediterraner Lebenskultur.

Virtuos und einfallsreich fügt Ripollés seine Kompositionen aus Volumen, ihren Proportionen und aus den taktilen Materialeigenschaften zusammen, die er mit Licht-Schatten-Kontrasten und einer teils glühenden Farbigkeit bereichert. Aus einem Spiel konkaver und konvexer Elemente sowie ihrem Positiv-Negativ-Verhältnis zueinander erzeugt der Künstler äußerst scharfsinnige Kombinationen, die Frontal- und Profilansicht in einer Gestalt vereinen. Oftmals entstehen so zwei miteinander korrespondierende Gesichter oder Zwillingsfiguren, die am Rücken miteinander verschmelzen. Hinter dieser dualen Mehransichtigkeit verbirgt sich eine Ambivalenz, durch die es dem Künstler gelingt, in einer Figur verschiedene Gemütsverfassungen zusammenzubringen. Die Geste, die auf der einen Seite jemanden in freudiger Erwartung Willkommen heißt, ist auf der anderen Seite ein Winken zum Abschied; ein lächelndes Gesicht trifft auf ein spitzbübisch oder verlegend schauendes.
Mit dieser Reduktion und Konzentration auf das Einfache und Wesentliche entstehen Wesen, dessen prägnante Formen lesbar werden wie archetypische Chiffren. Teilweise und besonders bei den Skulpturen minimiert Ripollés seine Figuren zu „Kopffüßlern“, die nur noch aus einem überdimensionalen Kopf sowie Armen und Beinen bestehen. Aufgeladen mit einer magischen Symbolik hat sich Ripollés so eine individuelle Zeichenwelt erschaffen, mit der der Künstler die Impulse und die erlebten Erfahrungen aus seinem Unterbewusstsein hervorholt und sie in seinen surrealen Figuren visualisiert. In dieser Zeichenwelt ordnet er dabei ganz bestimmten Motiven eine symbolische Bedeutung zu, mit der er die emotionale Ebene seiner Wesen verbildlicht. So drückt die Sonne mit wellenartigen Strahlen Freude, die Taube Begehren aus, und das Herz in der Brust charakterisiert die „Sympathische“, der Halbmond den „islamischen Jungen“.

Mit seiner spielerischen Art eröffnet Ripollés dem Betrachter eine lebensfrohe, heitere Welt, bevölkert von Figuren, die die Seele spanischer Kultur und Lebensweise in sich tragen. Es ist ein Blick durch die Augen eines Kindes, ein Blick, der unbedarft und völlig offen für das Leben ist. Ripollés lässt sich hier, wie Picasso oder Miró, mit denen er gut befreundet war, auch von der so genannten „primitiven Kunst“ und von der Kindermalerei inspirieren, die ihn eine Befreiung von malerischen und gestalterischen Konventionen ermöglicht.

Ein weiterer wesentlicher Aspekt in der Kunst Juan Ripollés’ ist der experimentelle Umgang mit Materialien und verschiedenen künstlerischen Techniken. In seiner Malerei mischt er den pulverisierten Farbpigmenten Partikel von Stahl, Aluminium, Bronze, Sand oder verbrannter Erde bei. Dies bietet ihm die Möglichkeit, die Oberfläche durch die so erzeugten plastischen Strukturen und Texturen kontrastiver zu gestalten. Bei seinen Eisenskulpturen wiederum interessiert ihn das reiche Farbspektrum, das durch Oxidation dieses Werkstoffs entsteht und welches er auch auf die Patinierung seiner Bronzen überträgt. Dagegen gestattet ihm die glatte, glänzende Oberfläche des Glases den Umgang mit einer intensiv leuchtenden und satten Farbigkeit im Wechselspiel mit der Transparenz dieses Werkstoffs. Dieser sinnliche Reiz, der von den unterschiedlichen Materialien ausgeht, bildet ein wesentliches Gestaltungsmittel in der Kunst Ripollés’, wobei der Künstler das Potential des Materials und die taktile Eigenschaft seiner verschiedenen Oberflächenstrukturen erspürt und gezielt bei der Konstituierung seiner Komposition einkalkuliert. Gleichzeitig wird mit dieser Vorgehensweise die Materialität und Stofflichkeit des Werks nochmals betont und besonders herausgestellt.

Die Kunst Ripollés ist Inspiration. Wie ein Zauberer beschwört er in seinen Werken eine magische Welt herauf. Seine Kunst verführt uns, die Welt immer wieder aus einer neuen Perspektive zu sehen – eine Perspektive, die von äußerst kraftvoller Vitalität und voller Optimismus ist.



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Gallery

Medianoche

, 92 x 73 cm, 2009, Öl auf Leinwand

Humanity

, 220 x 130 x 150 cm, 2011, Acryl auf Fieberglas

Cotador

, 65 x 54 cm, 2010, Öl auf Leinwand
Konzeption & Design: Mitja Eichhorn